Geburtsbericht - Hypnobirthing


Eine Mama die sich bei mir mit Hypnose auf ihre Geburt vorbereitet hat, hat mir einen wunderbar ausführlichen Geburtsbericht geschrieben mit der Erlaubnis diesen hier zu veröffentlichen. Das freut mich natürlich riesig! Und weil der Geburtsbericht so wunderschön geschrieben ist, finde ich sollte ihn jede Hypnose-interessierte werdende Mutter lesen...

Liebe Bernadette,

 

nachdem Du damals in unserem Hypnobirthingkurs gesagt hast, dass du erst wenige ausführliche Rückmeldungen darüber hast, wie die Geburten nach dem Kurs verlaufen, habe ich mir vorgenommen Dir nach der Geburt zu schreiben.

 

Das Wichtigste zuerst:

Danke! Es war eine sehr schöne Geburt, ich war danach superschnell wieder auf den Beinen und ich habe ein unglaublich entspanntes Kind.

  

1.00 Uhr morgens. Ich wache auf und habe Wehen. Ich mache meine Kopfhörer rein und höre deine Hypnose (ich höre sie seit etwa 3 Monaten täglich zum Einschlafen, meistens nicht bis zum Ende ;-). Ich schlafe schnell wieder ein.

 

7.00 Uhr Ich wache auf, frühstücke, mache meine Tochter fertig, bastele noch etwas mit ihr und schicke sie dann um 8:45 Uhr mit der Nachbarin in den Kindergarten. Ich habe hin und wieder Wehen, aber so leicht, dass sie kaum schmerzhaft sind. Trotzdem lege ich mich mit Wärmflasche und Buch ins Bett und lese, denn es ist genau der Entbindungstermin.

 

11.00 Uhr Ich stehe wieder auf. Ich habe die letzten 2 Stunden praktisch gar nichts gespürt. Ich räume also auf, fange an zu kochen und telefoniere mit meiner besten Freundin darüber, dass es wohl doch noch nicht losgeht. Hin und wieder merke ich ein leichtes Ziehen/Drücken im Rücken.

 

12.00 Uhr Das Mittagessen ist fertig und meine Fruchtblase platzt. Ich beende das Telefongespräch mit meiner Freundin, um im Krankenhaus anzurufen. Ich frage wann ich spätestens da sein muss. 14.00 Uhr. Alles klar. Ich rufe meinen Mann an. Er hat sich gerade in der Kantine den Teller vollgeladen und fragt wie viel Zeit er noch hat. Ich beruhige ihn: alles Bestens. Er soll in Ruhe essen und seine Sachen für die Elternzeit zusammenpacken. Ich bestelle ein Taxi auf 13.30 Uhr und organisiere die Betreuung für meine große Tochter am Nachmittag. Appetit habe ich nicht wirklich – in Erinnerung an die erste Geburt und das Essen, dass damals nicht in meinem Magen bleiben wollte - gebe ich nach 3 Löffel Risotto auf und gehe (gegen den ausdrücklichen Rat meiner Gynäkologin – normalerweise höre ich auf sie) duschen. Ich bin zwar alleine, aber ich fühle mich so gut, dass ich mir sicher bin auch mit Wehen wieder aus der Dusche rauszukommen. Das warme Wasser ist angenehm was das Ziehen im Rücken angeht und frisch geduscht fühle ich mich gleich viel mehr nach Geburt.

 

Kurz nach 13.00 Uhr Mein Mann kommt nach Hause und möchte gerne, dass alles schnell geht. Ich stelle fest, dass wenn ich versuche mich zu beeilen, die Wehen gleich sehr viel schmerzhafter sind. Also bleibe ich bei jeder Wehe stehen, atme und entspanne mich und dann sind sie nur ein bisschen unangenehm. Auf diese Weise kommen wir bis zum Taxi und ich entspanne mich auf der Fahrt in die Geissenhoferklinik. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Taxifahrer, bin ich so in Trance, dass ich die Wehen als angenehm empfinde.

 

14.00 Uhr Beim Aussteigen erwischt mich eine Wehe schmerzhaft und ich merke, dass ich stehen und mich aktiv entspannen muss. Aber dann geht es mir ganz gut.

 

Kurz nach 14.00 Uhr sind wir in einem kleinen Vorraum und ich werde untersucht. Muttermund bei 2 cm. Alles gut. Wird wohl noch dauern. Wir sollen warten bis wir abgeholt werden. Ich mache es mir auf der Liege bequem und bitte meinen Mann um mein Handy mit der Hypnose. DU HAST MEIN HANDY VERGESSEN? DAS WAR DEINE WICHTIGSTE AUFGABE! Panik und sehr starke Schmerzen brechen gleichzeitig über mich hinein. Ich gehe gedanklich Möglichkeiten durch an mein Handy zu kommen. Die Nachbarn das Fenster einschlagen lassen z.B.. Die freundliche Hebamme kommt zurück und unterhält sich mit meinem Mann über eine PDA. Mein Mann sagt „Nein, Danke. Wir brauchen keine PDA. Wir machen Hypnobirthing“. Ich war noch nie so wütend auf ihn und sage ihm das auch nachdem die Hebamme weg ist. Aber Schatz, deine erste Geburt war doch auch ohne eine PDA. Dann bekomm du doch das Kind – das denke ich nur noch. Ich beschließe, dass es nichts hilft und die Schmerzen nur so stark sind, weil ich nicht mehr entspannt bin. Ich versetze mich also ohne eingesprochene Hypnose selbst in Trance. Es klappt wunderbar. Mir geht es wieder ganz gut. Hoffentlich klappt das auch die nächsten Stunden.

 

14.30 Uhr Eine Ärztin kommt, um mich für ein CTG in einem Untersuchungsraum abzuholen. Sie scherzt über meinen Doktortitel. Nein, ich bin nicht Dr. med... Ich merke, dass ich es langsam doch etwas anstrengend finde mich zu unterhalten und bin froh als ich mich wieder auf eine Liege legen darf. Ich habe noch Mantel, Schuhe, Schal, Kleid und Strumpfhose an und mir ist unfassbar warm. Ich brauche Wasser. Die Ärztin schlägt vor, dass mein Mann draußen im Eingangsbereich des Krankenhauses Wasser für mich holt. Ich sage ihr, dass mein Mann da bleiben muss. Das Baby drückt schon eine ganze Weile nach unten. Sie soll mir bitte das Wasser holen gehen. Sie sagt, dass der Muttermund ja eben noch bei 2 cm war und, dass so eine Geburt schon eine Weile dauern kann, geht dann aber das Wasser holen. Meine Gynäkologin wird sie aber erst später anrufen. Die kommt frühestens 2 Stunden vor der Geburt. Puh noch so lange. Trotz Hypnobirthing merke ich jetzt doch ein sehr, sehr schmerzhaftes Drücken und Ziehen.

 

14.35 Uhr Sie kommt mit Wasser zurück. Ich habe den Mantel ausgezogen. Alles andere habe ich noch an. So jetzt machen wir erst einmal 20 Minuten CTG und danach dürfen Sie in einen Kreissaal. Sie schiebt mein Kleid hoch und schließt das CTG an. Ich teile ihr mit, dass dieses Baby JETZT auf die Welt kommen möchte. Sie schaut mich ungläubig an, willigt dann aber ein nachzusehen. Ich ziehe meine Strumpfhose ein Stück herunter und sie sieht – das Köpfchen. Sie rennt los und holt die Hebamme. Die Hebamme möchte, dass ich presse, aber der restliche Zwerg flutscht einfach aus mir raus. Völlig ohne Pressen. Es ist 14:37 Uhr.

 

14.38 Uhr Die Hebamme und die Ärztin sind völlig aufgewühlt. Denn es ist ja kein Kreissaal, nicht alles ist steril, ich liege auf einer schmalen Liege und ich habe keinen Zugang in der Hand. Die Ärztin (später erfahre ich, dass sie erst Assistenzärztin ist) versucht 3 Mal mir einen Zugang zu legen. Meine Hand ist 3 Wochen lang komplett blau. Ich verstehe auch nicht wozu ich den brauche. Das Baby ist schliesslich schon da. Die Hebamme hat in der Zwischenzeit das komplette Kreissaalteam geholt und sie stehen zu 10. um meine Liege und unterhalten sich darüber, dass das CTG genau 90 Sekunden Wehen aufgenommen hat, dass sie noch nie so eine Geburt erlebt haben und gratulieren mir. Ich bedanke mich und komplimentiere dann alle abgesehen von meinem Mann aus dem Zimmer. Es fällt mir ziemlich schwer zu realisieren, dass die Geburt schon vorbei ist. Denn gefühlt hat sie gerade erst angefangen. Meinem Mann geht es ähnlich: Aber der kleine Zwerg ist definitiv da. Mein Mann kommentiert mit: „jetzt wo wir das mit der Geburt so gut können, können wir doch noch eins kriegen...“.

 

15.00 Uhr Wir erfahren, dass kein Familienzimmer frei ist. Ich möchte dann lieber mit meinem Mann und dem Baby nach Hause gehen und muss daher unter den Augen der Krankenschwestern aufstehen und spazieren gehen. Es klappt problemlos. Ich fühle mich körperlich erstaunlich fit abgesehen davon, dass ich riesigen Hunger habe.

 

Insgesamt war die Geburt abgesehen von den letzten Minuten und den Minuten nachdem ich festgestellt hatte, dass ich die Hypnose nicht dabei habe, nur mäßig bzw. über lange Phasen so gut wie gar nicht schmerzhaft und ein schönes angenehmes Gefühl. Die letzten Minuten hätte ich mir etwas ruhiger gewünscht. Im Nachgespräch mit der Ärztin, meinte sie, dass sie sich sicher war, dass es noch Stunden dauern würde, weil ich noch laufen, sprechen etc. konnte und kaum Anzeichen von Schmerzen gezeigt habe und sie deswegen so überrascht und hektisch war. Ich hatte das vorher oft über Hypnobirthinggeburten gelesen, aber nicht wirklich geglaubt, dass mir das passiert und niemand merkt, dass mein Baby schon kommt... Mein Tipp an alle, die noch Hypnobirthingbabies bekommen werden, daher:  Sucht euch idealerweise jemanden, der sich mit Hypnobirthing auskennt. Wenn ich ein weiteres Kind bekommen würde, würde ich es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Zuhause bekommen. Denn das Anstrengendste für mich war der Stress der Leute um mich herum im Moment der Geburt und, dass dann mit Nachgeburt etc. alles extra schnell gehen sollte, weil ich nicht im Kreissaal war. Ich hätte mir, meinem Körper und dem Baby gerne mehr Ruhe gegönnt in diesen wichtigen Minuten. Die Geburt selbst war aber tatsächlich sehr schön.

 

Ich habe mich körperlich danach auch sehr schnell wieder erholt. Nach meiner ersten Geburt hat das schon das komplette Wochenbett und darüber hinaus gedauert. Mein Sohn war und ist zudem ein unfassbar entspanntes Kind. Lacht, schläft und spielt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die tägliche Hypnose und der entspannte Start in sein Leben – und damit du liebe Bernadette – zumindest einen Teil dazu beigetragen haben :-)

 

Ich hoffe du begleitest sehr viele weitere Schwangere und ihre Babies auf ihrem Weg zu einer schönen Geburt! Das ist so eine wichtige Aufgabe – denn oft werden Geburten viel zu negativ dargestellt und ich habe nach meiner eigenen Geburt, die Frau im Kreissaal neben unserem Ruhezimmer stundenlang schreien hören und war so dankbar, dass meine eigene Geburt so friedlich verlaufen ist. Daher noch einmal DANKE, DANKE, DANKE! Trag das Hypnobirthing raus in die Welt!